Muskeln können Unglaubliches leisten, Ausdauer ist trainierbar. Jeder Körper hat Grenzen, doch diese können verschoben und auch überschritten werden.
Wer immer das tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.
Henry Ford
Der Körper folgt den Gedanken. Ein einfaches Beispiel kommt aus dem Rettungsschwimmertraining. Das Erste zum Tauchen, was ich lernte, war es die Luft auszuatmen bevor man taucht. Schon immer erlernt hatte ich, wie der überwiegende Großteil der Menschheit, aber die Luft anzuhalten. Und das man während des Tauchen gegen den Auftrieb kämpfen muss, ließ das Durchqueren einer Bahnlänge unter Wasser nur schwer zu. Ein weiterer Hinweis des erfahrenen Rettungsschwimmer war es nicht auf seinen Kopf zu hören. Wenn man denkt, es ginge nicht mehr, dann kann man immer noch 10 Sekunden tauchen, bis es kritisch werden würde. Wenn man dann die Erfahrung macht, dass es sich mit leeren Lungen (der Sauerstoff ist im Blut, nicht in der Lunge) und dem Wissen um die ungeahnte Reserve, eine Bahn durchtaucht werden kann, dann merkt man, dass der Kopf eine wichtige Rolle spielt.
„Es kommt auf die mentale Stärke an, und die verfällt nicht so leicht wie die physische Kraft.“
Thomas Huber (Kletterer)
Wiederum kann der Kopf auch hemmen. In den Flow zu kommen kann durch den Kopf sehr erschwert werden. Besonders im Schulsport kann man beobachten, dass junge Menschen große Schwierigkeiten mit dem Umsetzen von neuen Bewegungen haben. Und zwar weil sie während der Ausführung nachdenken. Das kennt jeder von sich selbst, wenn man zu viel nachdenkt, dann wird es nichts. Eines meiner Lieblingsbeispiele für diese Erkenntnis ist das Tennisspiel. Wenn ich in meinem Aufschlagspiel den ersten Ball verliere, den zweiten selbst verhaue, dann liege ich 0:30 zurück und nur noch zwei Bälle von einem Break entfernt. Schlag dann mal den ersten Aufschlag ohne Nachdenken übers Netz. Von der mentalen Stärke von SpitzensportlerInnen im Tennis (oder Golf, oder oder) kann man einfach nur beeindruckt sein.
Das Gehirn schaltet auf Fehlervermeidungsmodus und dieser Modus wirkt sich negativ auf das Verhalten aus. Aus Angst davor einen Fehler zu machen werden wir passiv und zurückhaltend. Mit einer solchen Haltung landet der Ball beim Aufschlag nur mit viel Glück hinter dem Netz im Feld meines Gegners und Spielpartners.
Wie kann man nun die negativen kräftezehrenden Gedanken ändern, um das Potential abrufen zu können, welches in einem darauf wartet entdeckt und aktiviert zu werden?
Hier kommen wir zur Vorstellungskraft, zur Kraft der Gedanken. Du denkst vielleicht, dass das Humbug sei. Stell dir bitte eine Zitrone vor. Stell dir vor wie du sie in der Hand hältst, an ihr riechst und ihren Geruch in der Nase aufnimmst. Du schneidest sie in der Mitte durch und nimmst eine Hälfte in die Hand. Sie riecht nun sehr säuerlich und frisch.
Nun beißt du langsam in die Zitrone..
Du wirst jetzt feststellen, dass der Speichelfluss in deinem Mund stark zugenommen hat. Und du wolltest es nicht einmal. Vielleicht hast du sogar das Gesicht verzogen. Das ist die Kraft der Gedanken. Du hast dich mental mit einem Bild auseinander gesetzt und dein Körper hat reagiert.
Wie kann ich mir dies im Sport zu Nutze machen?
Es gibt die Technik der Shaolinmönche. Man stellt sich einen schwarzen Panther vor, seine Kraft, seine Geschmeidigkeit und seine völlige Fokussierung. Diese Gedanken überschreiben die negativen Gedanken. Wenn man mit dem Panther nichts anfangen kann, dann ist auch jedes andere Tier gut, solange es für dich passt. Auch ein Adler oder ein Elefant sind kräftige starke Symbole.
Die Sportpsychologie nennt eine solche gedankliche Vorstellung „Anker“. Ein positives Erlebnis, ein Sieg, ein Zieleinlauf kann das sein. Dieser bildliche Anker kann verbunden sein mit einer Geste, einem Symbol. In meinem Fall ist es das Bild beim Zieleinlauf nach meinem ersten Triathlon der Sprintdistanz. Ich befinde mich in der Luft, beide Füße berühren den Boden nicht. Ein kraftvolles Bild, welches ich mit dem Ballen der rechten Faust verbinde. Dieses kleine Ritual pusht mich in Situationen im Training oder Wettkampf, wenn es mal schwierig ist.
Auch bewusstes Atmen hilft. Diese Technik hilft mir immer um zu kurz zu entspannen. Langsam einatmen, doppelt so lang ausatmen.
Und mit sich selbst sprechen. Ich spreche meist freundlich mit mir, brauche aber ab und an auch eine härtere Ansprache. Das merkt ja keiner außer mir selbst.
Quäl dich, du Sau!
Udo Bölts zu Jan Ullrich 1997 bei der Tour de France
Mentales Training ist genauso wichtig wie das physische Training.
Fang heute damit an dir ein Ziel zu setzen und darauf hinzuarbeiten. Trainiere deinen Kopf genau so wie du deinen Körper trainierst.
Und weil ich bei diesem Thema gerade daran denken musste, schau dir doch zur Inspiration was alles möglich ist, mal diese Verrückten Sportler beim verrücktesten Lauf der Welt an: den Barkley-Marathon.