Berlin mit Teenies

Lesedauer ca. 11 Minuten

Wir waren mit unseren beiden jugendlichen Mädchen in Berlin zwischen den Jahren und über Silvester. Und es war schön. Es war informativ und spannend. Und es war anstrengend. Und geschichtlich intensiv. Daher wollen wir euch teilhaben lassen, vielleicht hilft es euch ja dabei euren Aufenthalt zu planen.

Tag 0 war nur Ankommen und einmal an den Alexanderplatz. Die Weltzeituhr ist das Titelbild dieses kleinen Blogbeitrags. Wir haben kurz gebraucht und dann auch geschnallt, wie sie funktioniert. Sonst ist der Alex gut für einen ersten Eindruck der großen Stadt 😉

Tag 1 – Stadttour zu Fuß

Wir waren mit dem Programm circa 8 Stunden inklusive Hin- und Rückfahrt mit der Tram und der U unterwegs (mit einer Mehrfahrtenkarte über die BVG-Ticket-App und die Teens mit ihrem Deutschlandticket). Hilfreich ist dabei auch die Fahrinfo-App.

Der Potsdamer Platz war der interessante Start unserer Tagestour. Der Potsdamer Platz in Berlin hat eine faszinierende Geschichte. Ursprünglich im 19. Jahrhundert entstanden, entwickelte er sich zu einem belebten Verkehrsknotenpunkt. In den 1920er Jahren war er ein lebendiges Zentrum mit Theatern, Restaurants und Hotels. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Platz stark zerstört und war während der Teilung in die vier Sektoren ein Tummelplatz für Kleinkriminelle und Prostituierte. Sobald die jeweilige Militärpolizei auftauchte, machte man sich schnell in einen anderen Sektor davon. Danach wurde er Teil des “Todesstreifen” zwischen Ost- und West-Berlin.
Nach dem Mauerfall 1989 erlebte der Potsdamer Platz eine beeindruckende Renaissance. Heute ist er ein modernes Areal mit imposanten Wolkenkratzern, Einkaufszentren und Kinos – ein Symbol für Berlins Wiedervereinigung und dynamische Entwicklung.

Danach gingen wir zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, auch bekannt als Holocaust-Mahnmal, wurde 2005 in Berlin eingeweiht. Es besteht aus 2.711 Betonstelen unterschiedlicher Höhen und erzeugt einen eindrücklichen, labyrinthartigen Effekt. Dieses Denkmal soll an die sechs Millionen Juden erinnern, die während des Holocausts von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Es dient als symbolischer Ort der Erinnerung, Mahnung und Reflexion über die Schrecken der Vergangenheit. (Stiftung Denkmal)

Uns Allen soll Adorno immer präsent sein, der sagte: „Die Forderung, daß Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung. Sie geht so sehr jeglicher anderen voran, daß ich weder glaube, sie begründen zu müssen noch zu sollen. Ich kann nicht verstehen, daß man mit ihr bis heute so wenig sich abgegeben hat. Sie zu begründen hätte etwas Ungeheuerliches angesichts des Ungeheuerlichen, das sich zutrug. Daß man aber die Forderung, und was sie an Fragen aufwirft, so wenig sich bewußt macht, zeigt, daß das Ungeheuerliche nicht in die Menschen eingedrungen ist, Symptom dessen, daß die Möglichkeit der Wiederholung, was den Bewußtseins- und Unbewußtseinsstand der Menschen anlangt, fortbesteht.“ (Quelle)

Zu Fuß gingen wir vorbei an zahlreichen Botschaften, unter Anderem der aus Kanada und der USA. Über das Thema der Botschaften kam ich mit der Jüngsten auf Julian Assange zu sprechen. Sie ist der Meinung, dass jemand, der Kriegsverbrechen aufdeckt, eine Medaille kriegen sollte und nicht ins Gefängnis kommen soll dafür. Richtig so, finde ich.

Als Nächstes kamen wir ans Brandenburger Tor, an dem gerade die große Silvesterparty aufgebaut wird, zu der wir gehen werden. Das Brandenburger Tor in Berlin ist ein historisches Wahrzeichen, das im späten 18. Jahrhundert erbaut wurde. Es wurde 1791 fertiggestellt und diente ursprünglich als Triumphbogen. Das Tor repräsentierte den Frieden und wurde später zu einem Symbol der deutschen Teilung während des Kalten Krieges. Mit dem Fall der Berliner Mauer 1989 wurde das Brandenburger Tor zu einem vereinigenden Symbol für die Wiedervereinigung Deutschlands und steht heute als Symbol für Freiheit und Einheit.

Danach besuchten wir den zweistöckigen Douglas in Unter den Linden. Ja richtig, es sind zwei weibliche Teens 😉

Anschließend gingen wir die Friedrichstraße mit ihren vielen kleinen Läden hinunter bis zum Bahnhof Friedrichstraße, in dem wir gut asiatisch gegessen haben. Was immer wieder nervt, ist die Situation mit den Toiletten. Alle Läden dort waren wieder so klein, dass sie kein WC hatten. Dafür aber wieder mal ein Sanifair-WC für 1€ p.P.. 🤷🏼‍♂️

🏠 Wir besuchten nach dem Essen das kostenlose Museum im Tränenpalast, welches sich der Geschichte der Mauer und insbesondere des geteilten Bahnhofs Friedrichsstraße auseinandersetzt. Das Thema Stasi und Flucht in den Westen wird interaktiv dargestellt. Die Stasi, oder offiziell das Ministerium für Staatssicherheit, war der Geheimdienst der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Gegründet im Jahr 1950, hatte die Stasi die Aufgabe, die politische Stabilität der DDR zu sichern und mögliche Opposition zu unterdrücken. Ihre Tätigkeiten umfassten Überwachung, Spionage, Verhöre, Zensur und Repression gegenüber politischen Dissidenten.

Die Stasi entwickelte sich zu einem der effizientesten Geheimdienste in der Geschichte und erstreckte ihre Macht über nahezu alle Lebensbereiche der DDR-Bürger. Die flächendeckende Überwachung führte zu einem Klima der Angst und Misstrauens in der Gesellschaft. Nach dem Mauerfall 1989 wurde die Stasi aufgelöst, und ihre Akten wurden öffentlich zugänglich gemacht. Der Umgang mit den Stasi-Unterlagen spielt bis heute eine wichtige Rolle in der Aufarbeitung der deutschen Geschichte. Die Ausstellung ist leicht verständlich und ansprechend aufbereitet. An vielen Stationen gibt es Audiofiles 🎧, die du mit deinem Handy über einen QR-Code abrufen kannst (denk ggf an Kopfhörer, es geht aber auch so).

Dann sind wir an der Spree zum Kanzleramt gelaufen. Dabei kamen wir am deutschen Grundgesetz vorbei, welches linker Hand in Glaswänden eingraviert ist. Ein kurzes Foto vom Kanzleramt, recht unspektakulär, aber ein guter Gesprächsanlass. Wohnt da Olaf Scholz? Das Kanzleramt in Berlin ist der Amtssitz des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz. Es befindet sich am Willy-Brandt-Straße 1 und wurde 2001 eingeweiht. Das Kanzleramt ist das politische Zentrum der Bundesregierung und beherbergt die Büros des Bundeskanzlers sowie seiner Mitarbeiter:innen und Berater:innen. Das Gebäude wurde entworfen, um die Zusammenarbeit und Effizienz der Regierung zu fördern. Es symbolisiert die Bedeutung des Bundeskanzlers als führende Figur der Exekutive in Deutschland. Neben repräsentativen Aufgaben dient das Kanzleramt als Arbeitsplatz für die höchste politische Führungsebene des Landes.

Wir spazierten am Reichstag vorbei, der ein zentrales Symbol deutscher politischer Geschichte ist. Ursprünglich wurde der Reichstag 1894 eingeweiht und war der Sitz des deutschen Parlaments während der Zeit des Kaiserreichs. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Gründung der Weimarer Republik tagte hier weiterhin das Parlament. Das Gebäude wurde 1933 durch einen Brand schwer beschädigt, was von den Nationalsozialisten als Vorwand für Repressionen genutzt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg, während der deutschen Teilung, verlor das Gebäude an politischer Bedeutung. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde der Reichstag wiederaufgebaut und 1999 als Sitz des deutschen Bundestags wiedereröffnet. Das moderne Design mit der gläsernen Kuppel wurde von Sir Norman Foster entworfen und symbolisiert Transparenz und Offenheit der deutschen Politik.
Dort haben wir natürlich auch ein unvermeidliches Selfie gemacht. Auch hier haben die verschiedenen Menschen, die man so in der Großstadt trifft, dafür gesorgt, dass es den Kindern nicht langweilig wurde.

Am Ende ging es als Belohnung zur Mall of Berlin. Ein Wahnsinns-Kaufrauschhaus mit einer, zur Weihnachtszeit, wundervollen (und absolut nicht nachhaltigen) Dekoration und mannigfaltigen Konsumangeboten. Und dann war’s auch gut.


Tag 2 – Stasi-Gedenkstätte und ein Center

Heute hatten wir eine tolle, informative und intensive Führung in der Gedenkstätte Hohenschönhausen. In der Gedenkstätte, die früher ein Untersuchungsgefängnis der Staatssicherheit war, gewinnt man einen sehr konkreten Eindruck von der Perversität und der Unmenschlichkeit des Systems im System. Der Gight berichtete uns von den Kader Chinesen der Stadt Sicherheit, die dann Tag ein Tag aus willkürlich gefangen genommene Menschen verhörten. Alle Menschen, die in einem Untersuchungsgefängnis dieser Art gelandet sind, sein laut Mielke,nach Wikipedia ab 1946 einer der Hauptverantwortlichen für den Ausbau der Sicherheitsorgane der SBZ/DDR zu einem flächendeckenden Kontroll-, Überwachungs- und Unterdrückungssystem, schuldig. Wenn sie nicht schuldig wären, dann hätten die Kameraden draußen einen Fehler gemacht. Und das käme ja nicht vor. Sehr viel Eindruck machten unter Anderem die unterirdischen Gefängnizellen. Man kann die Verzweiflung und die Ausweglosigkeit an diesem Ort förmlich greifen.


Unser Guide führte aus, dass die Mitarbeiter der Stasi zu Beginn durch KGB-Agenten ausgebildet wurden. Die Verhörmethoden wurden 1:1 aus der Sowjetunion übernommen. Das unfassbar krasse System von gegenseitiger Bespitzelung, Erzeugung von Angst und Zwang, wurde durch den Ort und die sehr gute Führung extrem deutlich. Es ist eben doch etwas ganz anderes, wenn man historische Orte besucht und dann von einem Guide geführt wird. Seine Eltern wurden zum Beispiel entprivatisiert, als die DDR entstand und privates Eigentum zum neuen Feindbild erklärt wurde. Auf jeden Fall sehr lohnend!

Kosten für zwei Erwachsene und zwei Teenager = 24€.

Am späten Nachmittag gingen wir gemeinsam zum Dong-Xuan-Center, welches auf der Homepage ausführt: “Tauche ein in eine Welt der fernöstlichen Märkte. In den Hallen des Dong Xuan Centers geht es lebhaft zu. Mit all den typischen Besonderheiten, die zu erkunden sich lohnen – mitsamt den jeweiligen Gerüchen und Geräuschen sowie einer ständigen wuseligen Geschäftigkeit der Händler. In den sechs Hallen des Dong Xuan Centers gibt es alles, was Asien exportiert.” Eine wilde Sache ist das, in den Hinterhöfen in Berlin-Lichtenberg. Der Weg dorthin dunkel und nicht ausgezeichnet, dann sind dort riesige Hallen, in denen ein langer Gang sehr viele kleine Läden beherrbergt, in denen unterschiedliche Produkte angeboten werden. Die arabische Halle war sehr lebhaft, in der eher asiatischen Halle hat sich der ältere Teen dann die Nägel machen lassen für 15 €. Ein Schnäppchen und ein sehr lebhaftes und wusseliges Erlebnis in einem kleinen Asia-Markt mit ca. 40 Tischen und mindestens 100 Personen im Raum. Dauer drei Stunden, Erlebnis: unbezahlbar.

Tag 3

Wir fuhren heute an den Breitscheidplatz und besuchten dort das Denkmal für die Terroropfer vom 19.12.2016. Hier findet ihr einen sehr interessanten Podcast dazu.

Der Terroranschlag am Breitscheidplatz ereignete sich am 19. Dezember 2016 in Berlin, Deutschland. Ein Lkw wurde absichtlich in einen Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz gesteuert, was zu zwölf Todesopfern und vielen Verletzten führte.

Der Attentäter, Anis Amri, ein tunesischer Asylbewerber, entführte den Lastwagen und tötete den ursprünglichen Fahrer, bevor er das Fahrzeug in die Menschenmenge steuerte. Die Tat wurde dem sogenannten Islamischen Staat zugeschrieben, und Amri wurde später in Italien von der Polizei erschossen.

Der Anschlag am Breitscheidplatz schockte Deutschland und die Welt. Es löste eine intensive Debatte über die Sicherheit von Weihnachtsmärkten und öffentlichen Plätzen aus. Die Ereignisse am Breitscheidplatz hatten auch Auswirkungen auf die Sicherheitspolitik und die Asyldebatte in Deutschland, wobei die Forderungen nach verstärkten Sicherheitsmaßnahmen und einer konsequenteren Überwachung von Gefährdern zunahmen.

Ein sehr eindrücklicher Ort, wenn man die Geschichte kennt. Zum Zeitpunkt, zu dem wir vor Ort sind, ist auch wieder Weihnachtsmarkt, wie damals beim Terroranschlag. Wir gedenken kurz den Opfern, erklären den Kids, was hier geschehen ist, und besuchen dann die Gedächtniskirche.


Danach wird wild geshoppt auf dem Kurfürstendamm, der für alle Familienmitglieder etwas bereithält.

Wir steigen nach der stundenlangen Shoppingtour am Bahnhof Zoo in die S-Bahn. Meine Frau erinnert sich an “Wir Kinder vom Bahnhof Zoo” und wir stellen fest, dass sich hier viel verändert hat, seit wir vor 19 Jahren da waren und meine Frau im Alter von 17 Jahren.


Tag 4 – Silvester am Brandenburger Tor

Das erste Mal wieder Feiern am Brandenburger Tor: “Celebrate the gate” heißt das Ganze und hat seit Corona wieder das erste Mal stattgefunden. “

„Celebrate at the Gate“ lädt zu einem Event der Spitzenklasse in die deutsche Hauptstadt. Feiern Sie den Silvesterabend in Berlin am Brandenburger Tor mit zwanzig verschiedenen Live-Music-Acts auf der Bühne, einem Food-Truck Festival bis hin zur Siegessäule und mit großem Silvesterfeuerwerk.”, so die offizielle Berliner Webseite.

Für die Teens war es sehr eindrücklich. Die schiere Menschenmenge (ca. 60000 Menschen), der Aufbau und die Kulisse sowie die Stars auf der Bühne haben ihnen gt gefallen. Das lange Stehen (6,5 Stunden) nicht, dass man nicht aufs Klo gehen kann, weil man sonst nicht wieder an den gleichen Platz zu den Anderen dazu kommt und man sehr oft nur Rücken oder Köpfe sieht, das fanden sie nicht so gut. Ayliva aber hat für die Teens alles wieder gut gemacht.

Nach dem Feuerwerk wurde es sehr eng auf dem Platz und wir wurden damit konfrontiert, dass die U-Bahn-Stationen alle geschlossen waren. Die Situation auf den “Unter den Linden” kann durchaus als wild beschrieben werden. Wir waren froh, als wir durch waren und an der Friedrichstraße in der S-Bahn saßen. Der Umstieg am Alexanderplatz war auch sehr eindrücklich (eine Stunde zuvor ging es dort wohl ordentlich ab). Wir haben uns aber immer sicher gefühlt, was sicher auch an der sehr starken Polizeipräsenz lag. Um kurz nach zwei Uhr holten meine Frau und ich uns dann noch ein paar Bier beim 24-Stunden-Kebap in Lichtenfelde, wo unsere Ferienwohnung war.

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