Das Projekt Schule als Stadt

Lesedauer ca. 5 Minuten

Uhlmanien 3.0 – Eine Schule wird Stadt: Gelebte Demokratie 

Das spannende demokratiepädagogische Projekt fand 2024 zum DRITTEN MAL an der Friedrich-Uhlmann-Schule in Laupheim statt: Unter dem Namen “Uhlmanien” verwandelte sich die Schule für eine Woche in eine pulsierende Miniaturstadt. Die Schülerinnen und Schüler schlüpften in die Rollen von Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmerinnen und Unternehmern sowie politischen Vertreterinnen und Vertretern. Durch diesen Perspektivwechsel erlebten sie hautnah, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen und sich aktiv in die Gemeinschaft einzubringen. 

Im Rahmen von “Uhlmanien” gestalteten die Schülerinnen und Schüler ihre Stadt komplett selbst. Von der Wahl eines Bürgermeisters über die Gründung von Unternehmen bis hin zur Lösung von Konflikten – die Jugendlichen mussten gemeinsam Entscheidungen treffen, Argumente austauschen und Kompromisse finden. Dabei lernten sie nicht nur die Grundlagen der Demokratie kennen, sondern auch ihre Herausforderungen: Wie vermittelt man zwischen unterschiedlichen Interessen? Was bedeutet solidarisches Handeln? Wie übernimmt man gemeinsam Verantwortung? 

Der kanadische Bildungsexperte Michael Fullan definiert “Citizenship” als eine der Schlüsselkompetenzen des 21. Citizenship umfasst die Fähigkeit, sich aktiv und verantwortlich in eine Gemeinschaft einzubringen, ethische Entscheidungen zu treffen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. In “Uhlmanien” wurde diese Kompetenz in beeindruckender Weise gefördert. 

Durch die aktive Beteiligung am Aufbau und an der Gestaltung ihrer Stadt lernten die Schülerinnen und Schüler wichtige Aspekte von Citizenship: 

Aktive Partizipation: Sie mussten sich mit anderen abstimmen, Vorschläge einbringen und an Abstimmungen teilnehmen. 

Verantwortungsbewusstsein: Ob als Unternehmer, Politiker oder Arbeiter – jede Rolle brachte Verantwortung mit sich, die es zu übernehmen galt. 

Kritisches Denken: Politische und wirtschaftliche Entscheidungen erfordern das Abwägen von Vor- und Nachteilen und die Berücksichtigung unterschiedlicher Interessen. 

Soziale und kommunikative Fähigkeiten: Das Projekt stellte hohe Anforderungen an Teamarbeit, Konfliktlösung und Kompromissfähigkeit. 

“Demokratie verstehen und erkennen, dass man als Person selbstwirksam handeln kann – das sind laut Mittelbach die Hauptziele des Projekts. Dazu lernen die Schülerinnen und Schüler die Grundlagen von Kommunal- und Finanzpolitik kennen. Und sie erleben, was eigenverantwortliches Handeln bedeutet in den Bereichen Wirtschaft, Kultur und Freizeit.  Als Bürgerinnen und Bürger von Uhlmanien können sie Unternehmen gründen oder als Mitarbeiter in einem Betrieb oder der Verwaltung arbeiten – und so Geld verdienen. Für Angestellte gibt es neun Welz pro Stunde; für städtische Beschäftigte zwölf. Davon wird eine Lohnsteuer in Höhe von drei Welz abgezogen.”

Quelle: Schwäbische Zeitung Laupheim, 12.07.2024

Demokratieerziehung in der Praxis 

Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie Demokratiepädagogik in der Praxis aussehen kann. Statt Demokratie nur theoretisch im Unterricht zu behandeln, wurde sie in “Uhlmanien” erlebbar gemacht. Die Schülerinnen und Schüler haben verstanden, dass Demokratie mehr ist als Wahlen – sie ist ein lebendiger Prozess, der Engagement, Mut und Mitbestimmung erfordert. 

Solche Projekte sind nicht nur für die individuelle Entwicklung der Jugendlichen von unschätzbarem Wert, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes. Denn eine funktionierende Demokratie braucht Menschen, die bereit sind, sich aktiv einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Mit “Uhlmanien” hat die Friedrich-Uhlmann-Schule ein leuchtendes Beispiel dafür geliefert, wie Schulen junge Menschen für diese Aufgabe begeistern können. 

Projekte wie “Uhlmanien” sind sehr wichtig, um demokratische Bildung und die Kompetenz “Citizenship” zu fördern. Sie zeigen, wie Lernen über den Klassenraum hinausgehen und junge Menschen für eine aktive Teilhabe an der Gesellschaft sensibilisieren kann. Die Friedrich-Uhlmann-Schule hat mit diesem Projekt eine wichtige Grundlage dafür geschaffen, dass junge Menschen die Mechanismen der Demokratie nicht nur verstehen, sondern ihre Werte auch leben. 

(Bildquelle: Beide Fotos der Schwäbischen Zeitung Laupheim entnommen)

Links zu den Artikeln zu Uhlmanien 3.0

https://www.schwaebische.de/regional/biberach/laupheim/uhlmanien-eine-schule-wird-zur-stadt-2691262

https://www.schwaebische.de/regional/biberach/laupheim/1-fc-heidenheim-und-ob-bergmann-besuchen-laupheimer-schulstadt-2699857


Rückblick: Unser erstes Mal in 2014

Das Projekt Schulstadt war ein umfangreiches erfolgreiches demokratiepädagogisches Projekt an einer Werkrealschule in 2014 (hier ein Zeitungsartikel). Es gab und gibt vielfältige demokratiepädagogische Projekte, welche das Thema “Schule als Staat” behandeln. Es gibt und gab nur sehr wenige Projekte dieser Größenordnung mit dem Schwerpunkt kommunales Miteinander und kommunalpolitischem Handeln.
In diesem einwöchigen Projekt, an dem die ganze Schule beteiligt war, konnten die SchülerInnen mannigfaltige Erfahrungen sammeln.

Logo 2014

Diese Projektwoche unterschied sich vom herkömmlichen Schulalltag massiv. Die gesamte Schule wurde eine Woche lang eine fiktive Stadtgesellschaft, in der alle Beteiligten gemeinsam leben, arbeiten, Steuern zahlen und sich einbringen und einmischen konnteen. Sie konnen arbeiten oder sich selbstständig machen, sparen oder konsumieren, sich ihre Arbeit selbst aussuchen.

„Uhlmanien“, so der durch ein Wettbewerb gefundene Stadtname, war und ist ein Projekt, welches sich dadurch stark vom schulischen Lernen abhebt, dass die Schülerinnen und Schüler selbstständig, individuell und frei gewählt Lerninhalten und Erfahrungsräumen zuwenden können. Im Rahmen einer fiktiven Stadtgesellschaft, die in ihrer Gesamtheit von der Schülerschaft durch die/den BürgermeisterIn und den Stadtrat getragen und verantwortet wird, können die SchülerInnen mannigfaltige Erfahrungen in Dingen des alltäglichen Lebens, der Politik in einer Stadt, dem Wirtschaftskreislauf, selbstständiger Tagesplanung und vielen anderen Lernfeldern machen. Die komplexen Zusammenhänge in der Wirtschaft, der Politik, des Finanzwesen, der Dienstleistung und des Freizeitkonsums erlebbar und begreifbar zu machen ist pädagogische Absicht und Zielformulierung.

Interview mit dem Bürgermeister von Uhlmanien, 2014

„Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ wurde so Realität. Die Stadt bestand aus dem produzierenden Gewerbe, Dienstleistung und Handel, dem „universitären“ Bereich der Weiter- und Fortbildung, der öffentlichen Verwaltung und dem Kultur- und Freizeitbereich. Neben Kurzausbildungen zu RadioreporterInnen fanden Weiter- und Fortbildungen statt, es war möglich mit Auszubildenden eines unserer Bildungspartner in der Metallwerkstatt zu arbeiten oder sich bei den Mitarbeitern der Offenen Jugendarbeit in Laupheim zum Fernsehreporter ausbilden zu lassen. „Uhlmanien“ bot neben den Arbeitsstellen einen Freizeit- und Kulturbereich, es gab Sportturniere (human soccer) und weitere Betätigungsmöglichkeiten. Auch die zu diesem Zeitpunkt nicht mehr schulpflichtigen SchülerInnen wurden eingebunden und hatten alle Möglichkeiten teilzunehmen und nutzen sie auch teilweise.

Die Schulstadt wurde im Jahr 2014 an der Friedrich-Uhlmann-Schule in Laupheim durchgeführt und wurde in 2019 zu “Uhlmanien 2.0”.

Interview mit mir als Projektleiter am Ende der Schulstadt 2014

Und es geht wieder los!

Die freien Unterlagen zur Planung und Durchführung der Schulstadt liegen hier:

Uhlmanien 2.0

Dieses erfolgreiche Projekt war Impulsgeber für viele weitere Schulen. Unter Anderem in Stuttgart. Als Projektleiter und Referent stehe hier gerne für Fragen zur Verfügung.