Bundesjugendspiele

Lesedauer ca. 3 Minuten

Die Bundesjugendspiele sind vorbei – für dieses Jahr. Ein toller Wettkampf der gesamten Schule an einem Vormittag. 2015 gab es eine gesellschaftliche Diskussion um den Sinn und die gefühlte Ausgrenzung der vermeintlich nicht Sportlichen.

Ein sich an sich selbst und an Anderen messen fand an einem Vormittag im Gretel-Bergmann-Stadion statt. In den leichtathletischen Disziplinen Sprint (50/75/100m), Ausdauer (800m), Wurf (Schlagball), Stoß (Kugel) und Weitsprung haben sich die SchülerInnen der Herausforderung gestellt sich selbst zu beweisen. Sich selbst anzustrengen um gut zu sein. Sicher auch in Konkurrenz zu anderen, aber in erster Linie mit sich selbst. Jeder, der schon einmal 100m im Vollsprint gerannt ist, der kann sich gut daran erinnern, dass er mit sich alleine beschäftig war.

Es ist immer wieder sehr schön zu beobachten, wie die meisten jungen Menschen sich gegenseitig anfeuern und die Leistungen der anderen MitschülerInnen beobachten und aktiv mit Anfeuern unterstützen.

Die einzelnen Szenen, die man als Sportlehrer und aktiv beteiligter KollergInnen beobachten darf, wenn junge Menschen Erfolgserlebnisse haben, wie beispielsweise eine Weite zu springen, die sie nicht für möglich gehalten hätten, das ist toll. Die Augen der SportlerInnen sprechen für sich. Die geballte Faust, der Gesichtsausdruck beim Zieleinlauf oder das Lachen, wenn die Kugel weit hinter der erwarteten Weite aufschlägt, das ist rührig. Ebenso rührig ist aber auch das Mädchen, welches als letztes ins Ziel kommt bei der 800m-Strecke und frenetisch von den Anwesenden angefeuert wird. Wenn sich jemand wirklich anstrengt und alles gibt, dann ist ihr/ihm die Unterstützung, der Applaus und der Respekt (meist) sicher. Das ist Sport. Sportlichkeit ist eine der wichtigsten Inhalte der Bundesjugendspiele. Toleranz, Respekt und an die eigenen Grenzen gehen zu können (und zu wollen) sind Grundtugenden eines Menschen, die wir über den Sport vermitteln können und müssen.

Es gibt da auch noch viel zu tun. Heute habe ich die Urkunden in den Klassen 7 und 8 verliehen im Anschluss an die Sportstunde. Ein Mädchen aus der 8.Klasse erhielt eine Ehrenurkunde. Am Ende der Preisverleihung sprach mich ein Schüler dieser Klasse an und fragte mich, welchen Wert denn seine Siegerurkunde habe. Ich sagte ich, dass ich alle meine sportlichen Urkunden an meiner Wand hängen habe, weil ich stolz drauf bin. Und er könne sie seiner nächsten Bewerbung beilegen, das würde Sinn machen. Eine Siegerurkunde ist etwas wirklich Gutes. Er erwidert: „Wenn die eine Ehrenurkunde hat, dann zeigt das ja, dass eine solche Urkunde nichts taugt.“. Sprach’s und ging.

Es gibt noch so viel zu tun. Wenn ein junger Mann nicht in der Lage ist die Leistung eines gleich alten Mädchens anzuerkennen, ohne sich selbst herabgesetzt zu fühlen, dann ist Schule als Ganzes gefragt. Es gehtunter Anderem um sexistische Rollenbilder oder nicht gelernte Sportlichkeit, es ist insgesamt etwas Fundamentales. Eine Herausforderung an die Schule. Es geht darum den jungen Menschen das Selbstbewusstsein zu vermitteln, dass sie sich selbst mit ihren Stärken und Schwächen kennen, sich in der konstruktiven und fairen Auseinandersetzung mit Anderen definieren und somit zu guter Letzt in der Lage sind ein kritisch-konstrktives Mitglied der Gesellschaft zu sein. Es geht darum, diesen jungen Mann zu befähigen im nächsten Jahr an der Sprunggrube zu stehen und die Leistung seiner Klassenkameradin anerkennen zu können, ohne sich selbst herabgesetzt zu fühlen, und die eigene Leistung zu akzeptieren und einzuordnen. Das müssen wir schaffen. Und da sind nicht nur wir SportlerInnen gefragt, das ist eine Aufgabe an die Schule im Ganzen. Die Bundesjugendspiele leisten hierzu einen wichtigen Beitrag.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

88 − = 82