Diejenigen, die sich beruflich mit der Schülermitverantwortung beschäftigen, widmen Ihre Aufmerksamkeit der Beteiligung und Mitbestimmung der Schülerinnen und Schüler am Schulleben und der Schulgestaltung.
Ich habe in einem anderen Blogbeitrag schon darauf hingewiesen, dass die gesetzlichen und rechtlichen Regelungen die Mitsprache von Kindern und Jugendlichen einfordern. Es ist also kein goodwill aufgeklärter Pädagoginnen und Pädagogen, sondern geschriebenes Recht für alle Kinder und Jugendlichen.
Demokratie muss gelernt werden, so heißt es.
Welcher Ort der Welt wäre geeigneter um Partizipation einmal anders anzugehen als ein Ort, der ein hierarisch restriktives System beherbergt : die Schule.
Innerhalb dieses Systems hat das Schulgesetz eine Institution verankert, die den Kindern und Jugendlichen Beteiligung und Mitverantwortung beibringen soll und sie gleichzeitig auch einfordert. Diese Institution ist die SMV (in anderen Bundesländern SV).
Ich habe im letzten Jahr in verschiedenen Kontexten Kontakt zum Projekt Aula gehabt. Ein Projekt, das auf innovativ digital neuen Wegen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit bietet auf einer speziellen Plattform Ideen für ihre Schule zu entwickeln, diese dort von MitschülerInnen unterstützen und bewerten zu lassen und dann unter bestimmten Voraussetzungen zur Realisierung an der Schule zu bringen. So werden Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt Beteiligung zu erfahren und zu lernen, der Prozess ist das Ziel. Die Frage nach dem Output, die aus verschiedenen Ecken kommen kann, stellt sich nicht. Das Tun an sich, die Erfahrung der eigenen Wirksamkeit und das Kennenlernen von Beteiligung und Mitwirkung ist zentral bei diesem Angebot des Vereins politik-digital.
Ich selbst wünsche mir “radikale” Partizipation. Das heißt, dass im Falle von Beteiligung auch eine Umsetzung erfolgen muss, sofern dies möglich ist. Es darf keine Beliebigkeit oder vom Willen der Beteiligten unabhängige Entscheidung gegen das Abstimmungsergebnis geben. Dies würde die Motivation und das Engagement der Schülerinnen und Schüler konterkarieren.
Aula als eine Plattform, auf der sich Schülerinnen und Schüler einloggen können um gemeinsam Ideen für die Verbesserung ihrer Schule zu entwickeln, kostenlos anzubieten ist genial. Es ist auch eine logische Konsequenz von liquid democracy. Die Ideen der Schülerinnen und Schüler können von allen angesehen, und konstruktiv unterstützt werden. Sobald eine Idee genügend Unterstützungen erhalten kommt sie auf den Tisch. Nach erfolgter Planung wird die Idee geplant und realisiert – sollte es keinen Grund geben, der die Realisierung verhindern könnte. Den Rahmen für diesen Prozess bilden selbstverständlich (Schul-) Gesetze und eine gemeinsame Vereinbarung, die vor dem Projekt von allen Beteiligten beschlossen wird.
Die Vorgehensweise ist sicher keine neue. Eine wilde Ideensammlung, dann die Auswahl der Ideen, die Überprüfung der Realisierbarkeit und Optionen der Finanzierung sowie die anschließende Umsetzung sind eine bekannte logische Abfolge.
Aula verpasst diesem SMV-typischen Vorgehen aber ein neues schickes zeitgemäßes Gewand, welches mich in punkto Design und Anwendung voll überzeugt hat. Wenn Aula, und davon bin ich überzeugt, eine größtmögliche Zahl von Schülerinnen und Schülern dazu bringen kann über mögliche Verbesserungen ihrer Schule nachzudenken und sich mit anderen darüber auszutauschen, die Dinge selbst in die Hände nehmen und ihr Leben in der Schule aktiv selbst zu gestalten, dann feier ich Aula aber krass. Ich werde es meinen Kollegen vorstellen. Ich will Aula an meiner Schule.
Aula oder wie Partizipation in der Schule gelingen wird
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