🏫 Ein echter Evergreen sind die Probleme mit den Schultoiletten. Sie sind kaputt, verdreckt und unbenutzbar. Oft aus dem letzten Jahrtausend und schlicht nicht schön. Es ist eine inakzeptable Situation an (sehr) vielen Schulen im Land.
🚽 Schultoiletten sind oft mehr als nur ein Ort, der seine Aufgabe erfüllt. Jugendliche nutzen sie als Rückzugsräume, weil es an anderen Möglichkeiten fehlt. In vielen Schulen gibt es kaum gemütliche Aufenthaltsbereiche, in denen man ungestört reden oder sich einfach kurz zurückziehen kann. Die Toilette wird dann zum einzigen Ort, an dem man sich unbeobachtet fühlt. Das Problem ist, dass, je mehr Leute da sind, desto eher wird sie nicht nur genutzt, sondern auch missbraucht – als Treffpunkt, als Ort für heimliche Aktionen oder als Ventil bei Frust.
Ein entscheidender Faktor ist die Anonymität. Toiletten sind Orte, an denen man nicht beobachtet wird und für die man auch nicht verantwortlich ist, wenn sie nicht in Schuss sind. Das Gefühl, dass man nicht gesehen wird, senkt die Hemmschwelle für Vandalismus und Verschmutzung. Das ist auch ein Mechanismus der Broken-Windows-Theorie: Ist eine Toilette einmal dreckig oder beschädigt, entsteht der Eindruck, dass es ohnehin egal ist, was hier passiert. Wenn niemand aufpasst, fühlt sich auch niemand dafür verantwortlich.
Und dann ist da noch die Gruppendynamik. In der Gruppe trauen sich Jugendliche eher, Grenzen auszutesten oder zu überschreiten. Wenn einer alleine eine Toilettenwand beschmieren würde, würde er es vielleicht nicht tun. Aber wenn ein Freund dabei ist, sieht die Sache anders aus. In Gruppen denkt man weniger über Konsequenzen nach, weil “alle es tun”. Manche nutzen die Toilette auch, um Dampf abzulassen oder zu produzieren.
Wenn sich jemand in der Schule unwohl fühlt, sich ungerecht behandelt fühlt oder einfach gestresst ist, sucht sie/er manchmal ein Ventil. Und das wird dann geöffnet, wenn man sich an einem Ort befindet, den man als neutral und anonym empfindet.
Eine mögliche nachhaltige Lösung könnte sein, Toiletten als soziale Rückzugsorte unattraktiver zu machen, indem man Alternativen schafft. Viele Schulen haben kaum Orte, an denen sich Schüler aufhalten können. Schöne Sitzecken, ein Container für die älteren Schüler:innen, offene Aufenthaltsräume oder kleine geschützte Bereiche auf dem Schulhof könnten dazu beitragen, dass sich Jugendliche nicht mehr in Toiletten “verkriechen” müssen. Gleichzeitig könnte es helfen, die Toiletten positiver zu gestalten. Musik, helle Farben, saubere Spiegel – all das zeigt, dass es sich hier nicht um einen anonymen, trostlosen Raum handelt, sondern um einen Teil der Schule, für den alle Verantwortung tragen.
Am Ende geht es darum, die Schule nicht nur als Lernort, sondern auch als Lebensraum zu sehen. Wenn sich die Lernenden mit ihrem Umfeld identifizieren, gehen sie auch anders damit um. Wenn die Toiletten anonym und heruntergekommen sind, werden sie auch so behandelt. Wenn sie aber sauber und gepflegt sind, passen sich möglicherweise auch die Schüler mehr daran an. Das Problem ist also nicht nur ein Hygiene- oder Ordnungsproblem, sondern ein sozialpsychologisches. Und das lässt sich nicht allein mit Strafen oder strengeren Regeln lösen, sondern mit einem Schulklima, in dem sich alle als Teil der Gemeinschaft fühlen.
Und da fängt es an abermals im Demokratiebildung zu gehen. Wir müssen die Schüler:innen befähigen sich um ihre Belange kümmern zu können. Los geht‘s.