In der Session „Der starke Mann“ im gestrigen Barcamp auf der Jahrestagung Demokratiebildung ging es um mögliche pädagogische Maßnahmen in der Bildung, dem sehr patriarchal geprägten und immer stärker werdenden Narrativ des „starken Mannes“ zu begegnen.
Als Grund für die Erstarken dieser Erzählung benannten wir die immer komplexer werdenden gesellschaftlichen Fragen und Herausforderungen. Ebenso wirkt sich unserer Meinung nach der Überdruss junger Menschen aus, der Großteil der Schüler:innen befindet sich in einem Zustand der völligen Sattheit. Somit besteht kein Hunger mehr. Beispielsweise haben die Pandemie und die damit verbundenen Schulschließungen und die ausgeprägte Nutzung von Social Media dazu geführt, dass sich die Kommunikation und das soziale Miteinander verändert haben. Die Sicherheit, die einfach Antworten auf komplexe Fragen, vermeintlich gibt, wird unreflektiert akzeptiert – erfüllt sie doch ihren Zweck.
Der Wunsch nach dem „starken Mann“ ist ein nachvollziehbarer völlig falscher Wunsch nach Einfachheit in einer sich immer schneller verändernden Welt.
Doch wie können wir dem in der Bildung begegnen? In der Schule setzen wir auf Beziehungsarbeit. Junge Menschen, die sich reiben und ausprobieren möchten, brauchen ein ehrliches kongruentes Gegenüber. Junge Menschen, die satt sind, müssen begeistert werden. Und junge Menschen, deren Weltbild sich einen „starken Mann“ wünscht, müssen vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten haben und positive Erfahrungen mit Partizipation und Selbstwirksamkeit machen können. Die SMV, die Wahl der/des Klassensprecher:innen, der Klassenrat und Schulvollversammlungen sind sehr gute gegebene Einrichtungen und Möglichkeiten sich selbst als Person wahrnehmen zu können, die etwas anstoßen, beeinflussen und verändern kann. Wir müssen diese Möglichkeiten richtig nutzen. Wahlen müssen richtig durchgeführt werden. Klassensprecher:innen können beispielsweise nicht aufgrund Fehlverhaltens von der Lehrkraft abgesetzt werden – das können nur die Wahlberechtigten. Wir müssen mehr Zeit in diese Beteiligungsmöglichkeiten investieren und die Lehrkräfte müssen sie kennen und richtig anwenden.
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