Coole Lehrer:innen braucht das Land

Lesedauer ca. 3 Minuten

Ich möchte ein sehr interessantes und impulsgebendes Interview empfehlen! Manfred Hückl, der langjährige Red Bull Manager, der sich unter Anderem auch in der Bildung engagiert, wird im Manager Magazin zum Thema „Moderne Leadership-Prinzipien an Schulen“ interviewt.

Er sagt im Interview, dass man moderne Managementprinzipien auf den Bereich Schule anwenden solle. Er führt aus: „Zunächst müssen wir Stärken stärken. Bei Red Bull hatten wir etwa einen eigenen Stärkenfinder unter Mitarbeitern, der etwa 35 Minuten Zeit in Anspruch nimmt und Feedback gibt, wo die eigenen Talente liegen. Auch Unternehmensberatungen wie McKinsey setzen vermehrt auf ein auf Stärken orientiertes Feedback im Mitarbeitergespräch und verwenden nur noch 20 Prozent der Zeit in diesen Gesprächen auf die Schwächen.“

„Warum muss ein Kind, das schlecht in Mathematik ist, sich den größten Teil seines Schullebens darauf konzentrieren, darin besser zu werden?“

Manfred Hückl

Im weiteren Verlauf des Interviews führt Manfred Hückl aus, das den Schulleitungen eine sehr große Verantwortung zukommt. Schulleiter:innen sollen nicht CEO sein, sondern CVO, nämlich Chief Visionary Officer. Ein Leitbild, eine Vision, ist unabdingbar für die notwendige Leidenschaft für gelingende Pädagogik. Eine gemeinsame Vision ist meines Erachtens nach Grundlage gelingender Pädagogik und Bildung.

Lehrer:in zu sein ist aktuell etwas unattraktives, es sind viele Menschen Lehrer:in, die es gar nicht sein können oder auch wollen. Manfred Hückl wird gefragt, wie sich seiner Meinung nach Lehrer:innen ändern müssen. Er sagt: „Jack Welch von General Electric hat einmal gesagt: “Nobody likes to work for the bore” (niemand arbeitet gerne für die Langweiligen). Mitarbeiter arbeiten eher gerne für coole Manager. Und so lernen Kinder auch lieber bei coolen Lehrern. Ich halte daher sehr viel von Lehrer-Feedbacksystemen, in denen auch mal die Lehrer bewertet werden.“

Er führt drei Faktoren aus, welche seiner Meinung nach Coolness bestimmen:

  1. Leidenschaft fürs Unterrichten
  2. Präsenz, imho meint er Echtheit, Credibility und
  3. Selbstironie

Ich habe fast den ganzen Artikel lang gelächelt, weil ich viele seine Gedankengänge sehr gut nachvollziehen kann. Schon damals, in der Streetwork habe ich gelernt, dass Authentizität, also Echtheit der Person, durch nichts zu ersetzen ist. Ein noch so umfassendes Fachwissen alleine reicht nicht aus für gelingende Bildung und Pädagogik. Es braucht den Menschen, den echten interessierten und leidenschaftlichen Menschen.

Selbstverständlich werden sich einige an seine Formulierung der coolen Lehrer:innen stoßen. Seine Formulierung der coolen Lehrer:innen bedeutet aber nicht, dass diese Lehrer :innen sich anbiedern und sich verstellen. Cool zu sein, dass man ehrlich daran interessiert ist, mit den Schüler:innen zu kommunizieren, in Kontakt zu sein und gemeinsam etwas zu schaffen. Und hier stecken die agilen Werte und die 21st Century Skills. Es muss uns allen darum gehen, mit einer gemeinsamen entwickelten Vision agile Bildung zu verwirklichen.

Das muss meiner Meinung nach auf zwei Arten geschehen. Einerseits sind wir Lehrer diejenigen, die diese Vision von agiler Bildung in die Schulen tragen müssen. Wir müssen unseren Unterricht und die dort herrschenden Strukturen ändern. Andererseits müssen die Entscheidungsträger und Politikerinnen die Rahmenbedingungen für agile Bildung schaffen.

Ich finde, hier passt der Begriff ganz gut, der auch für Scrum Master verwendet wird. Die modernen Lehrer:innen müssen Servant Leader sein. Das Servant Leadership Prinzip sieht es als Aufgabe für die dienende Führungskraft (Lehrer:in) an, ein Umfeld für das Team (Schüler:innen) zu schaffen, in dem sich jeder entfalten klang und die Arbeit unter besten Bedingungen erledigen kann. Dazu gehören auch flache Hierarchien ebenso wie der natürliche Wunsch der Führungskraft (Lehrer:in) andere unterstützen zu wollen und nicht wie die klassische Führungspersönlichkeit (leider auch Lehrer:innen), die als Leader-First bezeichnet wird: sie erteilt Anweisungen und verfolgt persönliche Ziele (in unserem Fall wären das gute Notendurchschnitte, Wochenpläne und festgelegte Themenblöcke im Unterricht). Leader-first muss ein auslaufendes Modell sein!

In diesem Sinne:

Beitragsbild: von WOKANDAPIX über Pixabay

Alle zitierten Aussagen von Manfred Hückl aus dem Interview im Manager Magazin.

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