VR in der Bildung

Lesedauer ca. 4 Minuten

Ausgehend vom heutigen Tweet kurze Gedanken zum Einsatz von Virtual Reality in der Bildung.

Der Mensch ist ein „Augenwesen“. Wir nehmen mit all unseren Sinnen wahr und Lernen ist erfolgreich, wenn möglichst viele Sinne und Emotionen angesprochen werden. Virtual Reality Brillen schaffen genau das.

Virtual Reality Brillen erfüllen viele didaktische Prinzipien, unter Anderem das Prinzip der Anschaulichkeit. Es können Gegenstände angesehen werden, wie es nie zuvor möglich war, in 3D und wenn nötig mikroskopisch klein. So kann sehr eindrücklich erlebt werden wie ein chemischer Prozess von innen aussieht oder es kann in die menschlichen Zellen gereist werden. VR-Brillen entsprechen dem Prinzip der originalen Begegnung.

SchülerInnen können in den Kontakt mit Gegenständen oder Orten treten und in einen ursprünglichen, fesselnden und gehaltvollen Kontakt gelangen. Aus dieser Begegnung heraus wird Betroffenheit, Problembewusstsein, Frage- und Infragestellung ermöglicht.

Möglicher schulischer Einsatz

Der schulische Einsatz von VR-Brillen ermöglicht eine extrem hohe Immersion (Eintauchen in andere Welten). So schaffen wir es das Prinzip der Anschaulichkeit im wörtlichen Sinne wahr werden zu lassen. Auch Unmögliches oder Gefährliches kann gesehen und erlebt werden, es können beispielsweise Treffen weltweit in social VR-Apps mit anderen SchülerInnen auf anderen Kontinenten stattfinden.

Anstatt über historische Ereignisse nur zu lesen, kann man sie kennenlernen (Zeitreise), so zum Beispiel das Anne Frank Haus, welches komplett begangen werden kann. Orte, die aufgrund von Geldmangel seitens der Eltern oder schlicht der Unmöglichkeit nicht erreichbar sind, können virtuell besucht werden. Egal ob zu weit weg oder einfach unmöglich, die Sonne oder das menschliche Herz kann ein Besuch abgestattet werden.

Im schulischen Kontext können so beispielsweise Sprachen im Rahmen von virtuellen Klassenfahrten erfahren und gelernt werden. Wir können Filme in völlig unbekannter Art und Weise sehen und erleben. Es besteht die Möglichkeit SchülerInnen einer Partnerschule „persönlich“ in der Virtualität treffen.

Die Zukunft der Ausbildung

In Deutschland nutzen immer mehr Berufsschulen und Ausbildungsbetriebe die Möglichkeiten der VR-Brillen um zum Beispiel Maschinenreparaturen zu simulieren. Der Einsatz von VR-Brillen ist in vielen Berufen bereits Standard und ist die Zukunft der Ausbildung. So werden beispielsweise VR-Brillen für Übungen im Schadensfall in der Gas-Wasser-Installation als Simulation einer akuten Leckage eingesetzt. Das Training unter virtuellen Realbedingungen ist eindrücklicher und emotionaler als das Lösen des gleichen Problems auf dem Papier oder unter Einsatz von teurem Material. Somit ist der Einsatz von VR-Brillen im schulischen Kontext sehr nachhaltig und wirksam für die Berufsbildung.

Mündigkeit

Digitale Souveränität ist eine sehr wichtige Kompetenz jetzt und noch mehr in der Zukunft. Schüler:innen erlangen durch das Kennen und Anwenden der Technologien der Gegenwart und der Zukunft Wissen und Erfahrungen, die digitale Souveränität fördern. Diese Souveränität trägt zur demokratischen Teilhabe bei.

Die Schulen begleiten und unterstützen ihre SchülerInnen auf dem Weg zu mündigen digitalen Bürger:innen, wenn sie es ermögliche, die Technologien der Zukunft bereits in der Schule kennenzulernen. So tragen wir dazu bei, dass unsere SchülerInnen beim Übergang Schule-Beruf über die notwendigen digitalen Kompetenzen verfügen und im späteren Leben mit den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten eigenverantwortlich umgehen können.

Beispielhaftes: Teilnahme am Projekt “The shape of us”

Virtuell unterstützte Meditation – Philosophie in zwei Welten

VR-Brillen und ihr sinnvoller Einsatz im Unterricht sind ein wertvoller Baustein gelingender Bildung. Eine lebendige und intensive Auseinandersetzung mit den virtuellen Welten ermöglicht eine umfassende theoretische und praktische Auseinandersetzung. Ich nehme mit freiwilligen jugendlichen Schüler:innen an einem VR-Projekt teil, welches mithilfe binauraler beats, gepaart mit ritualisierter Meditation, philosophische Zugänge zum Klimaschutz, möglichen großen Zusammenhängen, vielleicht dem Leben an sich ermöglichen soll ( created www.heartwire.org). Leider hat Corona diesem Projekt einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nun muss diese wundervolle Erfahrung noch via sidequest installiert werden und kann dann (hoffentlich bald) im Ethik-Unterricht eingesetzt werden.

Wie alle Projekte in der digitalen Transformation war dieses Projekt (und werden die weiteren sein) ein Versuch, wirklich erhellende Dinge zeigen sich immer erst im Prozess. Jedes Projekt ist eine gelebte Auseinandersetzung mit der digitalen Transformation und ein Schritt auf dem Weg hin zum selbstbestimmten Umgang mit virtuellen Welten und digitalen Möglichkeiten. Genau darum sollte es uns in der Bildung gehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

67 − = 65