Der schreckliche Fall des 10jährigen Mädchen aus Italien, welches durch Selbststrangulation im Rahmen der Blackout Challenge auf TikTok zu Tode kam, wird medial so dargestellt, als ob es sich um eine neue Entwicklung oder um einen Trend von TikTok handeln würde.
Das ist nicht richtig. Die “Blackout Challenge”, auch bekannt als das sogenannte „Ohnmachtsspiel“ (auch „Pilotentest“, “Indischer Traum” oder “Würgespiel”) ist mindestens seit 1995 wissenschaftlich dokumentiert.
“(..) aus Sicht des Hannoveraner Psychologen Wolfgang Bergmann ist der Wunsch nach Rauschzuständen, Grenzerfahrung und Entfernung von der Realität das, was die Jugendlichen an Würgespielen reizt. „Einen ähnlichen Charakter haben Selbstverletzungen oder Komasaufen.“ 1
Ich selbst kenne diese Praktiken aus meiner Arbeit als Straßensozialarbeiter. Neu ist, dass immer jüngere Kinder und Jugendliche durch Apps wie TikTok erreicht werden können. Es ist sehr wichtig, diese vermeintliche Challenge, die sehr gefährlich ist, mit Kindern und Jugendlichen zu besprechen.
Die von Kindern und Jugendlichen erstellten Videos können auch außerhalb von TikTok Kinder und Jugendliche über social media und messenger erreichen. Die aktuelle Situation des Lockdown und Fernunterricht verlagert das Leben der Kinder und Jugendlichen mehr ins Internet, somit ist es möglich, dass mehr Kinder und Jugendliche von solchen Videos und Challenges erreicht werden.

Jugendschutz.net schreibt zu selbstschädigendem Verhalten im Jahresbericht 2019: “jugendschutz.net dokumentierte 2019 insgesamt 151 Fälle, in denen zu gefährlichen Mutproben mit Wettbewerbscharakter aufgefordert wurde. Die meisten fanden sich bei YouTube (37), TikTok (35), Instagram (32) und Facebook (28). Videos von missglückten Versuchen bekommen oft mehr Klicks als erfolgreiche. Sie führen auch zu Spott und Schadenfreude, vor allem in den Kommentaren.” 2
Im Jahresbericht 2020 heißt es:
“Das Ausreizen und Testen von Grenzen und das Eingehen von Risiken, beispielsweise in Form von Mutproben, gehören zur normalen Entwicklung vieler Kinder und Jugendlicher. Seit mehreren Jahren finden sich Inhalte zu Risikoverhalten verstärkt auch im Netz. In Social Media teilen Userinnen und User Inhalte, die riskante Handlungen positiv darstellen und/oder zur Nachahmung auffordern. Zur Veröffentlichung werden vor allem video- und bildbasierte Dienste wie TikTok, YouTube oder Instagram genutzt.”3
Die Schulen stehen in der Verantwortung selbstverletzendes/selbstschädigendes Verhalten und die Challenges zu thematisieren und zum Unterrichtsinhalt zu machen. Diese Challenge ist zudem nur eine unter vielen gefährlichen “Herausforderungen”, die on- und offline an die Kinder und Jugendlichen herangetragen werden können. Von entzündliche Flüssigkeiten auf der eigene Haut entzünden bis zur sogenannten Tide Pod Challenge, bei der man auf giftige Waschmittelpods beißen sollte. Zudem ist selbstverletzedes Verhalten bei Kindern und Jugendlichen keine harmlose Modeerscheinung und keine zu vernachlässigende pubertäre Phase. Es ist als ernst zu nehmendes Zeichen einer krisenhaften Entwicklung zu sehen (siehe Klicksafe). Klicksafe hat im letzten Jahr (2022) eine Seite zu selbstverletzendem Verhalten veröffentlicht, welches ich euch hier dringend ans Herz lege. Es ist nicht nur inhaltich gut, sondern auch ausführlich.

Selbstverletzung bei Jugendlichen, klicksafe, 2022
Video zu Ohnmachtsspielen bei Kindern: https://www.spiegel.de/video/wuergen-bis-zum-tod-ohnmachtsspiele-bei-kindern-video-1074044.html
Web-Archiv Hamburger Abendblatt 2001: https://web.archive.org/web/20140728061805/http://www.abendblatt.de/archiv/article.php?xmlurl=/ha/2001/xml/20010124xml/habxml010103_6810.xml
Mimikama 20126: https://www.mimikama.at/aktuelles/the-choking-game-gefaehrliches-spiel/
Wikipedia dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Ohnmachtsspiel
Quelle 1: https://www.welt.de/gesundheit/article13778266/Wuergespiele-ueben-grossen-Reiz-auf-Jugendliche-aus.html (2011)
QUelle 2: https://www.jugendschutz.net/fileadmin/download/pdf/bericht2019.pdf
Quelle 3: https://www.jugendschutz.net/fileadmin/download/pdf/Bericht_2020_Selbstgef%C3%A4hrdung.pdf
kicksafe dazu; https://www.klicksafe.de/service/aktuelles/news/detail/selbstgefaehrdung-im-netz-problematische-challenges-und-mutproben/
Titelbild von Anemone123 auf Pixabay
“Die Schulen stehen in der Verantwortung selbstverletzendes/selbstschädigendes Verhalten und die Challenges zu thematisieren und zum Unterrichtsinhalt zu machen.”
Misbruik de dood van een 10-jarig kind niet als gevaar waar jouw handel tegen beschermt? Zet scholen niet neer als de ‘verantwoordelijken’ voor de dood van kinderen!
Het is prima dat je vertelt waar deze challenge vandaan komt en hoe dat onderzoek in elkaar zit. Interessante geschiedenis. Maar kinderen op individueel niveau beschermen is de wettelijke taak van de ouders. Daar zijn scholen niet voor.
Verzin een andere manier om je handel aan scholen te verkopen, doe dat niet door angst te zaaien. Angst is een slechte raadgever…
Succes!
Missbrauchen Sie den Tod eines 10-jährigen Kindes nicht als eine Gefahr, gegen die Ihr Gewerbe schützt? Stellen Sie die Schulen nicht als die “Verantwortlichen” für den Tod von Kindern dar!
Es ist gut, dass Sie uns sagen, woher diese Herausforderung stammt und wie die Forschung durchgeführt wurde. Interessante Geschichte. Der Schutz der Kinder auf individueller Ebene ist jedoch die gesetzliche Pflicht der Eltern. Dafür sind die Schulen nicht da.
Finden Sie einen anderen Weg, Ihr Unternehmen an Schulen zu verkaufen, und tun Sie es nicht, indem Sie Angst verbreiten. Angst ist ein schlechter Ratgeber…
Viel Glück!
Übersetzt mit DeepL (https://www.deepl.com/app/?utm_source=ios&utm_medium=app&utm_campaign=share-translation
Meine Antwort: Ich missbrauche gar nichts für Werbung für ein Unternehmen. Es geht mir darum, dass Pädagog:innen Kenntnis haben und diese Gefahren im Unterricht thematisieren und ihren Teil dazu beitragen, dass solche schrecklichen Fälle nicht vorkommen.
Das “Spiel” ist mir aus meiner eigenen Jugend bekannt, es ist weit älter als im Artikel angegeben. Ich habe es in einer Jugendgruppe Mitte der 70er Jahre beobachten können.
Hallo Friedrich, ja, krass. Das haben mir immer wieder Menschen erzählt. Wie ist dir dieses „Spiel“ begegnet?