Jetzt ist er zu Ende mein erster eduscrum. Ich habe hier von den Planungen berichtet und mein Material nach dem Prinzip des „work out loud“ geteilt.
Auf der Website von eduscrum findet sich dieser Text:
„Vom lehrergesteuerten Unterricht zum lernergesteuerten und -organisierten Unterricht. Mit eduScrum übernehmen Lernende die Verantwortung für ihren Lernprozess. Die Folge davon sind intrinsische Motivation, Freude, persönliches Wachstum und bessere Resultate.“
Mir war es am Wichtigsten, dass der Lehrer das Warum und das WAS bestimmt, die Lernenden aber das Wie.
Das war aber zugleich auch meine größte Sorge, da die meisten meiner Lernenden zum Start des eduscrum nicht besonders gut selbstständig und autodidaktisch arbeiten können.
Die Lernenden waren insgesamt sechs Wochen lang drei Stunden in der Woche als Schülerteam im Rahmen des eduscrum mit den klaren Aufträgen im backlog beschäftigt.
Sie haben zu Beginn für sich die „DoD“, die Definition of done oder „Wann ist etwas fertig?“ und die „DoF“, die Definition of Fun“ oder „Wie können wir mit Freude arbeiten?“ definiert. Hier zeigte sich, dass die Lernenden wesentlich mehr Beispiele von mir benötigt haben, als ich vorgegeben wollte. Ich dachte meine SchülerInnen würden den Freiraum nutzen können um sich selbst (ohne die Einmischung der Lehrkraft) Definitionen zu geben. Es wäre für sie einfacher gewesen es selbstständig zu tun, wenn ich ihnen eine kleinschrittige Herangehensweise zur Verfügung gestellt hätte (ich werde das nächstes Mal tun).
Ebenso hatten die meisten Schülerteams große Schwierigkeiten den (Arbeits)—Weg zu den Zielen In kleine Schritte und Aufgaben zu zerlegen. Auch hier werde ich für nächstes Mal ein kleinschrittiges passendes Beispiel auswählen und eine noch genauere Berichterstattung vom eduscrummaster verlangen. Die Freigabe der Arbeitsplanung nach dem Sprint Planning meeting muss noch konkreter und genauer durch den Productowner erfolgen, so dass die Lernenden es einfacher haben sich inhaltlich mit dem Arbeitsprozess auseinanderzusetzen.
Innerhalb des Sprint arbeiteten die SchülerInnen überwiegend sehr gut. Der freie Rahmen stellte für einige junge Menschen zu wenig Handlungsanleitung dar, für den Großteil aber war die selbstbestimmte Arbeit eine gute Möglichkeit sich persönlich weiter zu entwickeln und positive Erfahrungen in der Teamarbeit zu sammeln.
In der Sprint Retrospektive haben wir in einer Stunde mithilfe eines online-Feedback mit edkimo ausgewertet und uns gemeinsam die Ergebnisse angesehen. Im freien Unterrichtsgespräch diskutierten wir die Ergebnisse und zogen unterschiedliche Schlüsse. Anschließend erhielten die SchülerInnen ein individuelles Feedback und ihre Bewertung vom Product Owner.
Eine ganz besondere Schwierigkeit im Rahmen der Bewertung und des gesamten eduscrum stellen die sehr unterschiedlichen Teamfähigkeiten der SchülerInnen dar. Es gibt Teammitglieder, die die Arbeit der Anderen durch ihr Verhalten boykottieren und behindern. Das stellt für die restlichen Teammitglieder eine große Herausforderung dar. In der Retrospektive wurde dies deutlich.
Insgesamt ist der Methode eduscrum eine hohe Wirksamkeit zu bescheinigen. Die Lernenden konnten ihre Teamfähigkeit ausbauen, Erfahrungen mit der Arbeitsplanung und der Aufteilung von Arbeiten machen. Sie kontrollieren ihre Arbeitsprozesse und die Ergebnisse selbst und erfuhren so eine hohe Selbstwirksamkeit. Zu guter Letzt präsentierten sie mit einem Pecha Kucha ihre Ergebnisse der Klasse.
Insgesamt haben die SchülerInnen der Methode eine gute Note gegeben.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass ein eduscrum eine sehr gute Methode ist um selbstbestimmtes Arbeiten zu erlernen, eigene Handlungswege zu erproben und individuelle Entscheidungen im Team zu treffen. Die fachliche Tiefe und die Durchdringung der theoretischen Inhalte hängen von den individuellen Kompetenzen des Einzelnen ab.
Wir haben insgesamt sehr gute Erfahrungen gemacht. Das war nicht unser letzter eduscrum.