Die schwierige Einzigartigkeit

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SchülerInnen, die Probleme haben, die machen Probleme. Eine pädagogische Binsenweisheit. Gepaart wird ein mit Problemen belastetes Aufwachsen oft auch mit einem geringen Selbstbewusstsein. Sich selbst bewusst zu sein hat viel damit zu tun, wie ich mich selbst wahrnehme und In der Vergangenheit wahrgenommen habe. Es hat auch viel damit zu tun, wie mich andere wahrnehmen und wie sie mir diese Wahrnehmung übermitteln. Die Pubertät und der damit einhergehende Umbau des eigenen Körpers kommt zu allem Ungemach auch dazu. 

Ich bin der Meinung, dass viele SchülerInnen Schwierigkeiten mit oder Angst vor dem Vergleich mit Anderen haben. Sie haben in ihrem bisherigen Leben unter Umständen selten die Erfahrung gemacht, dass anders zu sein etwas Gutes ist. Es wurde ihnen zu wenig gesagt, dass nicht jeder Alles kann. Vielmehr wurde ihnen unter Umständen zu oft gesagt, dass sie etwas nicht so gut können (wie Andere). Man kann dazugehören ohne so zu sein wie die Anderen.

Nach einem misslungenen Test wird dem Lehrkörper die Schuld gegeben, man habe nichts gelernt und so weiter. So muss man nicht in den Vergleich gehen, muss sich nicht der (unter Umständen) berechtigten Kritik stellen. Die Bekenntnis es verhauen zu haben benötigt Selbstbewusstsein und die Fähigkeit einen Vergleich auszuhalten.

Im Sport ist oft Vergleichbarkeit gegeben, sei es in Zeiten, Punkten oder Toren.  Auch diese Situationen führen oft dazu, dass sich SchülerInnen durch auffälliges Verhalten, vorgeschobene Schmerzen oder schlicht durch absichtlich schlechtes Verhalten der für sie als unangenehm empfundenen Vergleichbarkeit entziehen. Es bestehen große Ängste wegen der verlangten Schwimmhosen und Badeanzügen für den Schwimmunterricht. Die körperliche Vergleichbarkeit schreckt ab.

Ziel unserer pädagogischen Bemühungen muss der Aufbau von Selbstbewusstsein sein. Dafür installiere ich im Sportunterricht individuelle Möglichkeiten Können zu zeigen, anerkenne Fortschritte und echte Bemühungen. Eine weitere Möglichkeit ist es Sportspiele einzubauen, in denen jedes Individuum die Möglichkeit hat zu glänzen. Hier sei auf die sehr gute Ausarbeitung der Kollegen von Wimasu hingewiesen: “Catch me“ bietet für Alle die Möglichkeit ihre Fähigkeiten einzusetzen, nicht ausschließlich Geschwindigkeit zählt, Antizipieren ist mindestens genauso wichtig und kann Geschwindigkeit durchaus auch schlagen. 

Wir müssen weg von der Fokussierung auf den Mangel, hin zu den Kompetenzen der einzelnen SchülerInnen. So unterschiedlich wie sie sind, so unterschiedlich sind deren Eigenschaften und Fähigkeiten. Wir müssen als Vorbild Unterschiedlichkeiten akzeptieren und annehmen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Projektarbeiten mit Scrum sehr gute Möglichkeiten bieten positive Erfahrungen machen zu können und sich mit seinen individuellen Fähigkeiten einzubringen. Die SchülerInnen können in einem selbst gewählten Arbeitsablauf in ihrem Tempo mit ihren Methoden lernen und arbeiten. 

Wie macht ihr es? Wie eröffnet ihr SchülerInnen die Chance jenseits der systemisch tief verankerten Vergleichbarkeit des Schulbetriebes zu entfliehen? Wo sind eure Inseln, die die Einzigartigkeit der SchülerInnen fördern und zu Tage bringen?

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