Web 4.0 – Gedanken zum Jetzt und der Zukunft.

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Wie intelligent ist oder wird das Netz?

Gedanken zum einem Vortrag von Aytekin Celik am 23.03.2017 am Medienkompetenztag in Biberach.

Web 4.0 – was soll das sein?

Laut Aytekin Celik ist 4.0 die vierte digitale Revolution und wir stecken mitten drin. Nach der industriellen Revolution, die aus der Agrar- eine Industriegesellschaft machte, der zweiten, die die industrielle Massenfertigung brachte und der dritten, die durch den Einzug der maschinellen Datenverarbeitung entstand, sind wir mitten in der vierten Revolution: die der AI, der künstlichen Intelligenz. Diese Revolution sei aber eine der Industrienationen, sie ist keine globale Revolution. Drei Milliarden Menschen nutzen das Internet, vier Milliarden hingegen nicht.

Wie ändert das Internet die Gesellschaft?

Was ist denn mit der Gesellschaft 4.0, der Arbeit 4.0? Was ist der Grund dafür, dass die Gesellschaft die Freisetzung von ArbeiterInnen durch Roboter, die die Arbeiten übernehmen, nicht in kreativem und künstlerischen Müssiggang mündet, sondern eventuell in prekäre Verhältnisse? Warum ersetzen Roboter und ergänzen nicht? In fünfzehn Jahren werden künstliche Intelligenzen unsere Chefs sein, 20 % der Menschen erhalten den Wohlstand und 80% werden nicht arbeiten – was werden diese Menschen tun? Aus der exponentiellen Entwicklung heraus werden immer mehr Arbeitsplätze, wie wir sie kennen, wegfallen. Werden neue entstehen, wie es die Industrie behauptet oder werden die von Robotern verdrängten ArbeiterInnen schlicht arbeitslos oder müssen noch schlechter entlohnte Arbeiten verrichten?

Internet

Das Internet, zu Beginn ein militärisches Netzwerk, hat sich nach der Vereinfachung der Protokolle zu einem Massenmedium, einem neuen Leitmedium entwickelt. Kein Winkel bei uns, der nicht bald durchdrungen sein wird. Seit facebook 2004 und youtube 2005 an der Start gingen, kann jeder teilnehmen, das Web ist seit wikipedia demokratisiert. Neben Katzenbildern ist aber der gleiche Platz für Hassbotschaften. Das Netz wirkt positiv wie negativ. In diesem Informationsozean müssen wir die Entsalzungsanlage sein, so Celyk. Das sei die Aufgabe jedes demokratisch denkenden Menschen und jedes Lehrenden.

Roboter

Im Jahr 2009 begannen Roboter die riesigen Datenmengen zu sortieren, die durch die sozialen Netzwerke und das Netz enstanden sind. Sie analysierten die Daten und setzten sie zueinander in Verbindung. Die Roboter erzeugten und erzeugen Ergebnisse, die für Dritte aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen interessant und lohnend sind und verkaufen diese Ergenisse. Big Data war geboren. Heute kann die politische Ausrichtung erkannt werden und Amazon gewährleistet die Lieferung am nächsten Tag durch Vorratshaltung, die auf den Analysen der Netzbewegungen resultiert. Die Netzbewegungen erkennt und bewertet Amazon durch die Datenmengen, die durch deren Rechenzentren laufen, die unter Anderem auch von facebook angemietet werden. Vieles ist schlichweg vorhersehbar berechenbar, und dazu leisten wir unseren großen Beitrag durch Preisgabe unserer Daten.
Und Daten sind nicht immer von Menschen, die sogenannten socialbots (Roboter, die vorgeben Menschen zu sein und gezielte (Des-)Informationen aussenden um wirtschftliche und/oder politische Ziele zu erreichen) werden immer mehr eingesetzt. Die AfD in Deutschland hat bereits angekündigt dies zu nutzen. Wenn man Tay (Ein Microsoft chatterbot, ein Chatroboter) betrachtet, dann kann man feststellen: nach einem Tag war der Roboter ein Rassist.

Soziale Medien

In Trumps Wahlkampf beispielsweise hat die social media eine sehr große Rolle gespielt. Im Wahlkampf wurden 175.000 verschiedene Zielgruppennachrichten abgesetzt, die wie auch Trums eigene Aussagen, meist so und so zu deuten sind und viele Abnehmer bedienen. Die von ihm beschworenen fake-news streut er selbst. In diesem Zusammenhang muss whataboutism erwähnt werden. Eine Propagandataktik der ehemaligen Sowjetunion, die mit einem „Ja, aber..“ etwas angreift, über das derjenige gar nichts gesagt oder geschrieben hat. Man will so den Gegner komprimittieren, ohne auf seine Argumente oder Themen einzugehen.

Disruption oder der Zerfall von Märkten

Das Internet entwickelt ist exponentiell, das heißt es entwickelt sich ab einem gewissen Punkt unvorstellbar schnell. So auch die sogenannte Disruption. Eine Disruption ist es, wenn ein startup mit einer guten Idee eine alteingesessene Firma oder einen ganzen Wirtschaftszweig ablöst. Eine gute Idee zerlegt ganze Branchen. Nokia und Kodak haben dies beispielsweise nicht erkannt und sind nun Geschichte. Airbnb hat mehr Übernachtungsgäste als alle Hotels zusammen und hat keine einzige Immobilie. Uber hat den traditionellen Taxiverkehr verdrängt und die Taxiunternehmen können derzeit nur durch Verbote der Regierungen geschützt werden. Wir können nicht in die Zukunft schauen, doch bedeutet dies schlicht, dass manche Entwicklungen sehr viel schneller geschehen, wie wir denken. Holographie ist bereits Realität, es werden Organe gedruckt und erstmals hat eine künstliche Intelligenz den weltbesten GO-Spieler geschlagen. Kurzweil legt die technische Singularität auf 2045 fest.

Die Forderung an das Jetzt wegen der Zukunft

Die IP-Adressen, die zu Beginn des Netz eingestellt wurden, um den www-Verkehr zu ermöglichen, umfassten 2³² Adressen. Diese waren zu Beginn dieses Jahrtausend erschöpft. Nun gibt es Ipv6. Das bedeutet, dass auf einen mm² Erde 600 Billiarden IP-Adressen kommen. Nur so ist es möglich, dass die rasante Entwicklung nicht stockt. Wie sonst sollte autonomes Fahren möglich sein? Allein das IoT (Internet of things) benötigt für jeden thing eine IP-Adresse. Und ist beileibe mit eines der spannendsten und durchaus im öffentlichen Diskurs unauffälligste big player der rasanten Veränderung. Das IoT ist auf dem Weg die Grenze zwischen realer und digitaler Welt zu verwischen, vielleicht sogar in einigen Jahren zu beseitigen.
Für mich stellt sich die Frage, ob die global player, die diese sich exponentiell unglaublich entwickelnde Zukunft beeinflussen und bestimmen, ethisch denken und handeln werden. Ob sie jenseits der Kapitalvermehrung an den Menschen und somit auch an die Erde denken. Ob sie Asimovs Robotergesetze bedenken, die er bereits 1950 formulierte?

Ein Roboter darf kein menschliches Wesen verletzen oder durch Untätigkeit zulassen, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird.
Ein Roboter muss den ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen gehorchen – es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel eins kollidieren.
Ein Roboter muss seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel eins oder zwei kollidiert.

Was passiert mit der AI in zehn Jahren?

Sind wir höchstmöglich individualisert, zugleich völlig extrovertiert und selbstdarstellerisch? Sind wir zu Ende selbstoptimiert? Oder rückt die Technik mit all der möglichen Intelligenz über die heutigen Sportuhren und Smartwatches noch näher an uns heran?Nach Celyk werden nicht die Roboter die Menschen in der Intelligenz überholen und dann beherrschen oder vernichten (hier fallen dem geneigten Cineasten diverse Filme ein, die sich mit diesem Thema künstlerisch auseinandersetzen (Terminator oder Matrix beispielweise), sondern wir werden über die Entwicklung der Technik, gepaart mit unserer menschlichen Faulheit und dem Drang zur Selbstoptimierung zu Cyborgs.

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Werden wir in naher Zukunft bereits Kontaktlinsen tragen, die Hologramme projezieren und Smartphones mit ihren Displays unnötig machen?
Werden wir rund um die Uhr überwacht und beeinflusst?
Oder werden wir all die technischen Errungenschaften nutzen, um sie für die Natur und die Menschheit einzusetzen und nicht gegen sie?
Was sind die Antworten, die wir finden auf all diese Fragen?
Wie setzen wir uns ein?
Was genau kann Schule tun im Bereich der Medienbildung, was tut sie gerade und was muss sie zwingend tun?
Wir müssen die digitale Mündigkeit schaffen, inner- und außerhalb der Schule. Bei den Jungen und den Alten (die übrigens Wahlen und Abstimmungen entscheiden, siehe Brexit, bei Allen.
Wir dürfen den Firmen nicht die Zukunft überlassen.
Vor Allem aber müssen wir loslegen. Am besten exponentiell.

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